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Kino  Saltburn (Emerald Fennell)

El Duderino

#schleichdiduoaschloch
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Link: https://youtu.be/fNYepvUtYGA?si=5jO3rHydx65qShGa

Der neue Film von Regisseurin Emerald Fennell, die mich mit "Promising Young Woman" schon sehr begeistert hat.

Um was geht es? Laut Filmstarts:
"Der Student Oliver Quick (Barry Keoghan) kämpft darum, seinen Platz an der Universität Oxford zu finden, und wird in die Welt des charmanten und aristokratischen Felix Catton (Jacob Elordi) hineingezogen, der ihn für einen unvergesslichen Sommer nach Saltburn, dem weitläufigen Anwesen seiner exzentrischen Familie, einlädt."

Kommt in den Staaten Ende November in die Kinos. Für uns gibt es noch keinen offiziellen Termin, fix ist nur, dass Warner international den Vertrieb inne hat, im Gegensatz zu MGM/Amazon in den Staaten.
 
Sieht klasse aus, wird vorgemerkt. Promising Young Woman war super. Habe letztens wieder Less Than Zero geschaut und lese gerade The Shards von Ellis, da geht es auch um junge Leute aus der High Society die alles haben aber trotzdem ziemlich kaputt sind, das Thema zieht bei mir immer.
 
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  • #3
Bret Easton Ellis geht sowieso immer. Da bin ich auch schon auf die kommene "Shards Serie von HBO und Luca Guadagnino gespannt.
 
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  • #4
Bekommt bei uns anscheinend keinen Kinostart serviert, sondern wird direkt per Prime Video am 22.12. hochgeladen.
 
Seit heute bei Prime, war etwas überrascht darüber, dass der Film in 4:3 gedreht wurde, hatte ich gar nichts drüber gehört vorher.
 
Seit heute bei Prime, war etwas überrascht darüber, dass der Film in 4:3 gedreht wurde, hatte ich gar nichts drüber gehört vorher.
Ist heutzutage nicht mehr wirklich so außergewöhnlich.
Außer Justice League fällt mir auf Anhieb keiner ein. Welche neueren Filme gibts denn noch? Selbst, wenn das noch ein paar sind, ist das ja trotzdem kein Standard.
- A Ghost Story
- First Reformed
- Ida
- Son of Saul
- The Grand Budapest Hotel
- mid90s
- American Honey
- Cold War
 
Seit heute bei Prime, war etwas überrascht darüber, dass der Film in 4:3 gedreht wurde, hatte ich gar nichts drüber gehört vorher.
Ist heutzutage nicht mehr wirklich so außergewöhnlich.
Außer Justice League fällt mir auf Anhieb keiner ein. Welche neueren Filme gibts denn noch? Selbst, wenn das noch ein paar sind, ist das ja trotzdem kein Standard.
Das sicher nicht, aber gibt halt hin und wieder welche, sodass es nicht der große Aufhänger ist.
Ganz aktuell Maestro, ansonsten z.B. The Whale, I'm Thinking of Ending Things.
 
Und der gestern gestartete Perfect Days sei dann auch noch erwähnt.
 
SALTBURN - Emerald Fennell
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I. Die Begierde als Funktion eines Klassenkonflikts

SALTBURN beginnt wie ein Auzug eines Harry Potter Romanes: Hinter verschnörkelter Schrift läuft (der genial von Barry Keoghan verkörperte) Oliver auf den altehrwürdigen Campus der Oxford Universität. Es ist sein erstes Semester. Hoch intelligent, fleißig und zurückhaltend versucht Oliver seinen Platz zu finden. Emerald Fennell inszeniert diesen Beginn in einer lockeren Fröhlichkeit, die tatsächlich an die Romane von J.K. Rowling erinnern. Wie aus der Zeit gefallen, kommt einem Oliver vor. Mehr noch als Fennell die übrigen Studenten in Szene setzt: wie aus CRUEL INTENTIONS oder RULES OF ATTRACTION zeigt sie gelangweilte, überprivilegierte Heranwachsende, die mehr Schein als Sein sind. Hier spielt Olivers Fleiß und seine Intelligenz keine Rolle. Nur wer mit den Beliebten am Tisch sitzt, ist etwas. Ganz vorne in der Reihe derer, zu denen man aufsieht, ist Felix. Ungleicher könnten beide nicht sein: Felix kommt aus einer wohlhabenden, fast schon aristokratischen Familie, während Oliver in der klassischen Unterschicht seine Wurzeln hat. Vielleicht genau deshalb finden die beiden zueinander. In den Semesterferien nimmt Felix seinen neunen Freund mit ins herrschaftliche Anwesen seiner Eltern: Saltburn. Dort eskaliert die Situation von Minute zu Minute…

SALTBURN reiht sich hervorragend in die Reihe von Filmen wie PARASITE oder THE MENU ein. Fennell widmet sich nach PROMISING YOUNG WOMAN nun dem Klassenkonflikt des ländlichen Englands. In Zentrum steht hier das Begehren. Oliver begehrt Felix und auch dessen Stand in der Gesellschaft. Es geht nicht um Materialismus, sondern um Emotionalität. Fennell inszeniert dies mit einem bemerkenswerten Gespür für Symbolik. Das Badezimmer zwischen den Schlafzimmern von Oliver und Felix mit der zentral gelagerten Badewanne ist hier Ort der Begegnung, was in einem verstörenden Moment gipfelt. Wer hier selbstzweckhaften Eskapismus sieht, der ist gefangen im Narrativ, welches sich der Form eindeutig unterordnet. Als Symbol des Sich-Einverleibens und des maximalen Begehrens funktioniert die Badewannen-Szene hervorragend. Zwei Gesellschaftsklassen stoßen aufeinander (wie auch in PARASITE) und beeinflussen sich gegenseitig. Eine möchte ihren Status Quo legitimieren, die andere aufsteigen. Fennell inszeniert diesen Kampf mit einer unfassbar subtilen, symbolträchtigen Raffinesse, die es es völlig unmöglich macht, das Begehren von Oliver von dessen Sexualität zu trennen bzw. ihn auf den Klassenkonflikt zu reduzieren.

II. Die Form als sinnstiftendes Element einer personellen Erzählung

Fennell liefert uns bereits in den ersten Minuten den Code zum Dechiffrieren ihrer Inszenierung: Farleigh sagt im Büro des Dekan zu Oliver, als dieser sein Essay vorliest: „ Es geht um das WIE?, nicht um das WAS?“. Er kritisiert die Form des Essays und ignoriert den Inhalt. So muss man auch SALTBURN sehen. Wer den Plot-Twist am Ende als vorhersehbar kritisiert und die Handlung als wenig spannend bezeichnet, vergisst, dass diese Handlung keine auktoriale, sondern die Erzählung von Oliver ist. Immer wieder schneidet Fennell zur Erzählgegenwart und zeigt einen älteren Oliver, der einer Person seine Geschichte erzählt. Erst als wir erfahren, wem er das erzählt, fällt das Kartenhaus in sich zusammen. Nein, Oliver ist
nicht der clevere Stratege, der den ganzen Komplott von Anfang an geplant hat.
Das wäre er gern und das versucht er uns allen auch weiszumachen, doch wenn man die Form von Fennells Inszenierung ansieht, wird deutlich, dass dies nicht stimmt. Olivers Blicke, seine Gestik, die Übersprungshandlungen zeigen eines ganz deutlich: Er ist Opfer seines wahnhaften Begehrens. Viele Szenen muss man dahingehend hinterfragen: Was ist wirklich passiert und was gibt Oliver nur vor? Diese Fragen helfen uns einen Blick hinter den wahren Oliver zu werfen. Ähnlich wie bei Homo Faber von Max Frisch entlarven
wir nach und nach die Fassade und das Lügenbild hinter Oliver und decken einen besessenen Menschen frei.

Diese Suche ist es, die SALTBURN so einzigartig macht. Zusammen mit einer atmenberaubenden Kinematografie, hervorragenden Darstellern und einem klasse Soundtrack, hat es Emerald Fennell geschafft, mit ihrem zweiten Film nach PROMISING YOUNG WOMAN einen ebenso unbequemen wie schockierenden Film abzuliefern, der mit jeder Sichtung weiter wachsen wird.

8 / 10
 
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