Das Thema ist so interessant wie erschreckend, hoffentlich ist der Streifen handwerklich gut gemacht.
Hmmm, ja ne. Habe vor zwei Wochen eine Freundin in den Staaten besucht und ich habe mir das ähm Vergnügen gemacht, mir mit ihrer Sippe diesen Film anzuschauen. Ja, puh. Ich bin definitiv jemand der in der Lage ist, zwischen Werk und Künstler(n) zu trennen. Erst wenn deren (für mich) untragbaren Ansichten im Werk triefen, dann wird's schwierig für mich. In diesem Fall man muss schon Tomaten auf den Augen haben, um den manipulativen Charakter nicht wahr zu nehmen, wenn man um die Hintergründe weiß. Wie soll's es auch anders sein, wenn als Vorlage für die Geschichte das Geschwurbel des vielleicht größten amerikanischen Scharlatans seit den Warrens dient, sowie ein nicht unbedeutender Teil von Cast und Crew dessen Weltbild teilen.
Und filmisch auch ne müde Nummer, das Thriller 1x1 runter gerattert. Das Thema ist ja in der Tat interessant bzw. wichtig, aber dagegen hat Taken fast dokumentarische Züge. Wenn man sich wirklich für das Thema Menschenhandel und/oder Kindesmissbrauch interessiert und es mal mehr, mal weniger fiktionalisiert aufbereitet haben will, schaue etwa Sex Traffic, Small World, Sold oder Operation Zucker (trotz seiner leicht biederen Natur als deutscher Fernsehfilm).
Zum Lesen dann noch die Livia Lone Reihe von Barry Eisler, besonders den ersten Roman "Schrei des toten Vogels".
Sound of Freedom ist genau das, was ihm vorgeworfen wird. Unter den Deckmantel des Unterhaltungsfilms und vermeintlichen Arrangement für Kindeswohl Propagandastreifen für die religiöse Rechte.
Der Fairness halber muss ich vielleicht noch erwähnen, dass ich ein extrem belastetet Verhältnis zu religiösen Fundamentalismus habe. Den Film hab ich auch nur geschaut, um ihn verreißen zu können und auch nur, weil es eine Möglichkeit gab, es zu tun ohne den Produzenten Geld in den Rachen zu werfen. Ich bin aber auch niemand der Zensur oder Bevormundung bevorzugt, wenn euch danach dürstet, macht euch ein eigenes Bild. Vielleicht habt ihr mehr Abstand zum Thema als ich es habe. Aber alles was man den Film vorwirft, ist mit Fakten belegbar und keine politische Agenda. Solch eine verfolgt der Film.
Und falls man mal so schauen will, wie bemüht die religöse Rechte um das Kindeswohl bestellt ist, schaue sich etwa diesen Artikel an:
Paraguay ist klein und unbeachtet – und ein Ort für die Visionen der neuen Rechten. Religiöse Akteure, auch aus den USA, haben sich vernetzt, um eine Agenda wider jeden gesellschaftlichen Fortschritt durchzusetzen.
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