Audiokommentare sind für mich das wichtigste Extra im Bonusmaterial und definitiv ein Kaufgrund, vor allem dann, wenn sie auch noch untertitelt sind. Es gibt aber Ausnahmen:
Man muss auf Teufel-komm-raus keinen AK aufnehmen, nur um einen AK anbieten zu können. In letzter Zeit habe ich häufiger gemerkt, dass die mich sehr schnell langweilen, weil sie nur das Bekannte wiederholen, kaum Querverweise herstellen, das ganze filmhistorisch nicht einbetten können, oder am schlimmsten: Fehler produzieren bzw. sich die Sprecher erst während der Aufnahme Gedanken darüber machen, was sie eigentlich sagen möchten und ihnen dann teilweise nichtmal die Filmtitel einfallen (passiert gerne, wenn sich 2-3 Sprecher am Mikro „unterhalten“). Bei sowas schalte ich mittlerweile sofort ab.
Das bringt mich zum zweiten Punkt: die Vorbereitung. Ich erlebe es immer wieder, dass die insb. englischsprachigen Kommentatoren viel mehr (für mich) neue Informationen vermitteln können, weil sie über ein immenses Fachwissen verfügen und sich sehr gut auf die Aufnahmen vorbereiten. Filmhistoriker wie David Kalat (vor allem Nosferatu, Das Cabinet des Dr. Caligari), Tim Lucas (alles von Mario Bava, aber auch Italo-Genrestücke), Tom Weaver (Horror B- und C-Pictures) oder Troy Howarth (Jess Franco). Bei manchen kann man über den Vortragsstil oder Dialekt diskutieren. Gerade bei letzterem Punkt sind Untertitel deshalb umso nötiger. Das soll übrigens nicht bedeuten, dass es bei uns keine solchen Profis gäbe. Ganz im Gegenteil (z. b. Jörg Buttgereit, Christian Kessler, Ingo Strecker, Gerd Naumann und Rolf Giesen, auch wenn ich letzteren beim Zuhören mittlerweile sehr anstrengend finde).
Wichtiger Pluspunkt: Bei englischsprachigen AKs besteht die viel höhere Chance, einer Filmexpertin zuhören zu können. Frauen wie Kat Ellinger oder Alexandra Heller-Nichols sind eine Bereicherung, um Filme aus weiblicher Perspektive neu zu erleben. Ich wundere mich, warum es so wenige Frauen gibt, die hierzulande Audiokommentare sprechen. Ivo Scheloske hat es auch mal selbstkritisch in einem Video angemerkt, warum bei Anolis nur Männer zu hören sind. Ausnahmen bestätigen die Regel, wie Lioba Schlösser zeigt. By the way: Man könnte zum Beispiel mal bei der Kultur-Journalistin Kathrin Horster-Rapp nachfragen, die sehr gute Booklettexte (siehe Capelight) schreibt und sich evtl. auch als Sprecherin eignen würde.
Was ich als letzten Punkt schwierig finde: wenn zu viele AKs angeboten werden. Teilweise bis zu vier Stück sind völlig übertrieben, zumal man die redaktionell eng begleiten müsste, sonst gibt es viel zu viele inhaltliche Überschneidungen. Und ich bezweifle, dass sehr viele Käufer sich alle AKs anhören.
Mein Fazit: gerne weiterhin Audiokommentare anbieten, aber gezielt und mit Maß auswählen, am liebsten darunter fremdsprachige AKs und diese stets mit Untertiteln versehen.