Walter Bannert ist leider am 10. September gestorben. Ruhe in Frieden.
Er hat uns erzählt wie ihn der Hass wegen des Films entgegen schlug und ihn so mit nahm, dass er uns bei der Veröffentlichung unterstützen aber im Bonusmaterial nicht in Erscheinung treten und alles wieder aufwärmen möchte. Dann haben wir vor längerer Zeit von seinem Gesundheitszustand erfahren und beschlossen die Veröffentlichung deshalb nicht weiter zu forcieren.
Paul Poet hat einen schönen Nachruf auf FB geschrieben den ich hier mal einkopiere:
"What is the proof of life? A fruitfly in the beehive. SCHLAF GUT & SÜSSE TRÄUME, LIEBER WALTER BANNERT! Er war derjenige unter meinen österreichischen Kollegen, der lange vor Haneke, Seidl, Hausner, die Festivals von Cannes, Berlin und Übersee eroberte. Er verknüpfte grad in seinem meisterlichen Frühwerk britischen Sozialrealismus mit französischem Genre-Style und rotweissroter Fallsucht, verband politische Provokation mit Humor und barrierefreiem Humanismus. War gleichzeitig Pialat, Loach, Jack Hill, Larry Clark, Kubrick uvm in einer einzigen kongenialen Wunderpackung. Kein anderer verstand Jugendkultur in einem jugendkulturfeindlichen Land wie Österreich so wie er und konnte es glaubwürdig auf die Leinwand beamen. Ob der Jugendsportfilm WAS KOSTET DER SIEG?, sein Filmdebut 1981, das locker mit internationalen Klassikern wie BREAKING AWAY mithalten konnte. Ob die Teenie Schwangerschafts-Komödie HERZKLOPFEN von 1985. Ob DIE ERBEN, sein ewiges, aufs Blut umstrittenes Meisterwerk von 1983, das sein größter Triumph wurde und ihn auch seine weitere künstlerische Laufbahn kostete. Monate hatte er in Jung-Nazi-Bootcamps und Fascho-Rekrutierungs-Clubs recherchiert, um die Dynamik, den Glanz und den Abgrund der neuen Rechten, ihre Verbandelung mit mehr und weniger versteckten politischen Geldgebern, ihr terroristisches Potential aufzudecken. Man war international zutiefst schockiert. Und beeindruckt. Trotz weltweiter Weihen und Verkaufserfolge inklusive USA-Kinostart, wurde er "dahoam" brutalst vernichtet. Die Nestbeschmutzung, die Authentizität, die sexuelle underage Explizitheit. Es war zu viel. Es folgten jahrelange Morddrohungen. Totschlag-Journalismus durch die Kronen Zeitung. Förder-Willkür. Ein Filmvorführer zündete sogar lieber das eigene Kino an anstatt DIE ERBEN herzuzeigen. Der Escape Plan Richtung Hollywood sollte nicht funktionieren. Anstatt dessen werkelte Walter sich als rising Arthouse Star durch Genre-Comedies wie EIS AM STIEL 7 und GUMMIBÄRCHEN KÜSST MAN NICHT. Es folgte eine lange Karriere durch das deutsche TV-Filmschaffen inklusive MOZART UND MEISEL, TATORT, DER BULLE VON TÖLZ, DIE ROSENHEIM-COPS, VIER FRAUEN UND EIN TODESFALL. Als seine Boy-Star-Entdeckung Nikolas Vogel, mittlerweile Kriegsfotograf, 1991 im Jugo-Krieg am Flughafen von Ljubljana einen fatalen Kopfschuss erlitt, reichte es ihm und er sperrte DIE ERBEN, seinen großen schmerzenden Kinowurf, von jeglicher weiterer Vorführung weg. 2015 gelang es mir als Bewunderer und Kurator erstmals den Film wieder im Rahmen der VIENNALE und meiner Filmarchiv Austria-Retro AUSTRIAN PULP - AUS FLEISCH UND BLUT an die Öffentlichkeit zu bringen. Monate hatte ich Walter dafür beackert und ihm die Seele gewaschen. Vergnügt saßen wir im Café Sperl und er erzählte mir von seinen Versuchen in den 1980ern, den Roman DER MINUSMANN zu verfilmen, ein Projekt an dem ich selbst mittlerweile schon über eine Dekade sitze. Er erzählte mir von seinem internationalen Kriegsabenteuerfilm, einem Gulag-Epos an der sibirischen Küste, das er gerade vorbereitete, seine große Rückkehr zum geliebten Kino, ein Werk, das jetzt wohl nie etwas werden wird. DIE ERBEN sollte 2018 vom amerikanischen Label MONDO MACABRO veröffentlicht werden, leider in der zensierten US-Fassung. Ich vermittelte ihm für diesen von mir so geliebten Film, kein anderer heimischer Film ausser vielleicht HUNDSTAGE hatte mich so geprägt, einen Neustart über das deutsche BILDSTÖRUNG-Label mit Mediabook- und Kino-Re-Release für diese von Rechtsruck nicht grad wenig geprägten Zeiten. Dann riss plötzlich die Kommunikation ab. Es folgte nur mehr ein kryptisches Mail vor Monaten, er müsse jetzt das österreichische Gesundheitssystem "etwas ausführlicher als gewünscht kennenlernen". Vergangenes Wochenende starb er. Ich werde ihn vermissen. Und den Film nur noch höher in meiner Gralssammlung zum heiligen Kino schieben. Und ich hoffe, dass dann 2021 DIE ERBEN endlich auch hierzulande optimal und ungeschnitten neu erscheinen kann. Diese vor lauter Hetze und Untergangssucht mit sich kaputte Welt hätte ihn nötig wie einen Bissen Brot."
Wir sind jetzt mit Walter Bannerts Sohn in Kontakt und werden mit seiner Unterstützung den Film veröffentlichen.
Unglaublich, was für eine Geschichte dahintersteckt! Jetzt ist auch die lange Zeit ohne Updates zur Vö völlig verständlich... schade um den Tod des Regisseurs, aber immerhin wird dieses eine Werk ein würdiges Weiterleben in digitaler Form bei Bildstörung finden! Wäre es möglich, diesen Text von Poet mit in die Edition aufzunehmen, im Booklet oder digital?