Ich habe den Film Ende vorletzter Woche im Kino gesehen, genug Zeit also um ihn etwas sacken zu lassen. Vorneweg, obwohl ich am Freitag, also quasi den 2. Tag an dem er lief, im Kino war, waren nur sehr sehr wenig Leute im Saal (wir waren zu dritt, dazu noch ca. 8 - 10 weitere Personen), wobei grundsätzlich an dem Tag im Kino tote Hose war, was mich doch überrascht hat.
Zum Film muss ich sagen, dass er trotz der Laufzeit von fast 2 Stunden teils wenig Platz für seine Charaktere gelassen hat. Bis auf ein paar Wenige, spielte der Rest gefühlt nur so am Rande mit. Phoebe Spengler stand ganz klar im Fokus, alles andere passierte nebenher und drumherum. Gerade die "Coming of Age"-Storyline, wenn man sie denn so nennen will, hätte man aber auch ruhig weglassen können und so den Film auf knackige 90 Min. bringen können oder eben etwas mehr Raum für andere Charaktere freischaufeln oder mehr Screentime für die neue Geisterjägerforschungseinrichtung von Winston reservieren können. Auch über Melody erfährt man eigentlich gar nicht mal so viel und über die genauen Umstände
ihres Tods (imo klassischer "Show, dont tell"-Fehler). Wobei ich es zugegeben auch etwas seltsam bei einem Ghostbusters-Film finde, wenn man sieht wie eine Person
aktiv stirbt, auch wenn's im Film um Geister von Verstorbenen geht... fand ich aber schon beim 2016er Reboot irgendwie unpassend und bei Legacy/Afterlife war's insofern noch ok, weil's eben um den Tod von Spengler ging.
Der Rest war ok, der große Bösewicht auch relativ schnell gesetzt, so dass es nach hinten raus wenig überraschendes gab, auch wenn man in vom Feeling her auch erst spät sah und er dann auch irgendwie schnell abgefrühstückt wurde.
Sehr schön fand ich, dass Ray zur Mitte ein paar mehr Szenen hatte. Bei Bill Murray hatte ich allerdings wieder den Eindruck, dass er nicht so wirklich viel Bock auf den Film hatte... eine Szene mittendrin und dann ein kurzer Auftritt am Ende. Auch Ernie Hudson bzw. Winston hätte man ruhig etwas mehr Szenen spendieren können, auch wenn er zugegebenermaßen deutlich häufiger als Venkman auftrat.
Ganz klarer Pluspunkt war für mich die klassische Endsequenz mit Ray Parker Jr.'s Ghostbustes-Song, leider eine der wenigen, wenn nicht sogar die einzige Stelle im Film, bei der bei mir so das richtig alte Ghostbusters-Feeling zumindest etwas aufkam. Wieso man das Lied auch hier wieder nicht beim Einblenden des Filmtitels am Anfang verwendet hat, bleibt für mich unverständlich. Slimer schien auch nur für den
Vollschleim-Geg und als MacGuffin um den Geist der Sachen übernehmen kann auszuschalten, auch wenn das nicht 100%ig aufgeklärt wurde was mit dem eigentlich genau passiert ist, nachdem Slimer die Pizza aufgefuttert hat.
Unterm Strich ist Ghostbusters: Frozen Empire eine nette Fortsetzung ohne großartig herausragend zu sein. Ok, aber mehr auch nicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich dieses Eis-Thema schon beim Trailer eher langweilig fand und sich das im Verlauf des Films nicht großartig geändert hat. Ob ich Frozen Empire oder Legacy/Afterlife besser finde, kann ich eigentlich gar nicht sagen, im Zweifelsfall also eher gleich wertig, wobei mir da die Screentime der einzelnen Charaktere ausgewogener vorkam (mal abgesehen von der alten Garde, aber das waren dort ja wirklich nur kurze Gastrollen). An Ghostbusters 1 + 2 kommt Frozen Empire für mich daher leider meilenweit nicht heran. Mir fehlte auch die etwas lockere humorigere Art der ersten beiden Teile, kombiniert mit teils wirklichen Horror-Effekten und Gruselmomente... denke da immer wieder gerne an die U-Bahn-Szene aus Teil 2 zurück.
Und ja, ich gehöre wohl zu den wenigen, die Ghostbusters 2 auf einer Stufe mit den Vorgänger sehen.
Aber ich will den Film jetzt nicht zu sehr verreisen, nachdem Legacy/Afterlife eine Art Soft-Reboot war, ist Frozen Empire eher eine klassische Fortsetzung der ersten beiden Filme und hat nach knapp 35 Jahren das altbekannte Problem der späten Fortsetzung. Dafür macht er seine Sache aber gar nicht mal so übel.
Na hoffe schon wenigstens noch auf einen im Legacy Universum
Ich glaube nach Frozen Empire würde sich sogar eher eine Serie im selben Universum anbieten. Dadurch, dass diese Forschungseinrichtung eingeführt wurde und Winston in das "Geisterjäger"-Projekt ordentlich Kohle reinpumpt, wäre es nicht abwegig, wenn auch in anderen großen US-Städten Filialen der Geisterjäger eröffnet werden würden. So könnte man relativ einfach in einer Serie ein neues Team einführen die sich mit neuen Bedrohungen auseinandersetzen müssen. Wäre mir zumindest nach dem aktuellen Film sogar fast lieber, sofern so eine Serie gut gemacht ist, vernünftige Drehbücher hat und der Humor nicht auf der Strecke bleibt (Frozen Empire hätte durchaus auch etwas mehr/besseren Humor vertragen können).