Er sagt doch in einem aktuellen Interview, dass es ihm nicht darum geht, ernsthaft ein gesellschaftliches Anliegen zu verbreiten, sondern darum, das Buch zu promoten:
"Möglichst viele Exemplare verkaufen. Ich habe es jedenfalls nicht geschrieben, damit die Gesellschaft eine bessere wird», antwortet Gottschalk geradeheraus. «Es geht Ihnen also nur um sich?», schlussfolgert der «Spiegel». Gottschalk bestreitet dies nicht: «Es geht mir immer um mich. Jedem Menschen sollte es um sich gehen."
Thomas Gottschalk bringt am 16. Oktober ein Buch mit dem Namen «Ungefiltert» heraus. Für die Promotion liess er in sich hineinblicken.
www.20min.ch
Wozu also darüber aufregen? Es ist einfach eine Verkaufsmasche: bediene das "Man darf ja nichts mehr sagen"-Publikum und behaupte, dass früher alles besser war, während man heute "nichts" mehr sagen darf. Es wird darüber berichtet und das Buch verkauft sich. Schon allein deshalb, weil man sich als "Widerständler gegen den Zeitgeist" fühlen kann. Der Verlag verdient, der Autor verdient, alles paletti.
Das rückwärtsgewandte Gejammer des "Berufsjugendlichen" klingt doch in der Tendenz schon seit über 20 Jahren so. In der Harald-Schmidt-Show beschwert er sich, dass seine Kids diesen Eminem hören (das war im Jahr 2000, also ewig her, da er gerade mal 50). Im Jahr darauf erfreut er die Nation mit der hüftsteifen Pseudorock-Nummer "What happened to Rock n' Roll" (ganz schlimm: die Fünfer-Formation im Ausfallschritt bei Minute 3:00 mit beim Scorpions-Rudi entlehnten Bühnenmoves). Von der kernigen Skandinavien-Rockszene z. B. um Bands wie Turbonegro, Gluecifer, Backyard Babies oder den Hellacopters hatte der Mann damals mit Sicherheit nie etwas gehört, von Rockmusik nach 1990 offenbar ebenfalls eher weniger. Wozu auch? Altgewordenes Jammern verkauft sich doch eh besser.
Link: https://www.youtube.com/watch?v=bxWbutSE7tQ&ab_channel=hobecker
Noch geiler: Gottschalk in seiner Vorabendsendung. Zu Gast: Bully Herbig. Eigentlich ein idealer Auftakt, da Bully seine Hauptrolle in "Zettl" zu promoten hatte und Gottschalk seine erste Sendung in diesem Format moderierte. Er scheitert aber schon beim Vorstellen des Gastes, dessen durchaus erfolgreichen Film DER SCHUH DES MANITU er tatsächlich ins Jahr 1982 verlegt (oder war es doch 1992?). Kann sich nicht mal drei Zeilen Infomaterial zu seinem Gast merken, beschwert sich aber heute im Podcast mit Mike Krüger, dass die Jungen heutzutage eher Tokio Hotel bzw. Bill Kaulitz kennen als Jimi Hendrix, obwohl Hendrix ja nun schon vor 54 Jahren von uns gegangen ist (ganz ehrlich, 1970 ist jetzt lange her).
Ein Gedankenspiel: Ein junger Gottschalk wird 1974 (da ist Hendrix ebenso wie die Beatles erst vier Jahre Geschichte) von einem alten Herrn vollgejammert, dass die jungen Menschen diese Musik von Langhaarigen hören und nicht die flotte Unterhaltungsmucke von 1920 auf Schellackplatten kaufen, obwohl die doch viel besser ist. Tatsächlich: Der Abstand zwischen 2024 und 1970 ist genauso lang wie der von 1974 zurück ins Jahr 1920. Der junge Gottschalk hätte diesen Käse bestenfalls belächelt.
Ach ja: Wurde Gottschalk nicht mal in den Siebzigern vom Sender (BR) abgemahnt, weil er nach einer Platte (die ihm missfiel) das Geräusch einer Klospülung gesendet hatte? Ich meine, mich an eine solche Anekdote erinnern zu können. Man hat ihn also schon damals quasi "gecancelt" bzw. arbeitsrechtlich sanktioniert. Nur mit dem Unterschied, dass der damals noch U30-Gottschalk das sportlich nahm und darüber lachen konnte, während er heute herumjammert, dass man quasi nicht mehr sagen und tun dürfe, was man denke.
Ein Post aus dem ZEIT-Forum bringt den Sachverhalt ganz allgemein auf den Punkt: