Faszinierend fand ich, dass es sich bei "Salò" demnach nicht in erster Linie um eine Auseinandersetzung mit dem Faschismus der 40er Jahre oder mit de Sade handeln soll, sondern vielmehr um eine radikale Kritik an der damaligen Gegenwart der 70er Jahre. Pasolini soll in der kapitalistischen Konsumgesellschaft eine neue Form des Faschismus gesehen haben, welche den alten Lebensstil zerstört und den Menschen zur Ware verkommen lässt.
Man helfe meinem Gedächtnis etwas aufs Pferd: in einer DVD-Edition gabs nen Audio-Essay, der Szeneninterpretationen bzw. "-intentionen" bot. War das die erste oder zweite BFI? Da wurde gesagt, dass bspw.
die Kotnascher-Sequenz Pasolinis Verdammung der Fast-Food-Kultur darstelle. Das hat mich, gelinde gesagt, etwas aus meinen Vorstellungen rausgehauen. Aber es ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie eine Intention des Regissuers mal so garnicht beim Publikum ankommt, weil der Kontext hahnebüchen gesetzt ist.