Ich war Montag in der PV und bin ziemlich enttäuscht (und ich mochte Afterlife):
Vor zwei Jahren gelang es Ghostbusters: Afterlife den Geist der alten Filme wiederzubeleben und altes, sowie junges Publikum gleichermaßen abzuholen. Nicht wenige Leute hielten das für unmöglich und viele ähnliche Projekte dieser Art scheiterten an ihrem Vorhaben. Zwar war der auch von mir durchaus geschätzte Afterlife noch nicht die ganz große Trumpfkarte in Sachen Originalität, Mut und Kreativität, aber die Hoffnungen waren groß, dass sich mit dem Sequel Frozen Empire etwas in dieser Hinsicht tun könnte. Doch leider war dies ein gewaltiger Irrtum.
Stattdessen schafft es auch der neue Film nicht, sich endlich von den Fesseln der Vergangenheit zu lösen. Wieder werden haufenweise Szenen aus den Originalfilmen wiederholt oder genutzt um Nostalgie zu produzieren. Doch dieses Mal fehlt das notwendige Herz dafür. Spätestens wenn man den lustlos agierenden Bill Murray durch die Szenen geistern sieht, merkt man, dass Frozen Empire nichts anderes als eine Cashcow für alle Beteiligten sein soll. Schon der Trailer entpuppt sich als ziemlicher Fake. Denn das Frozen Empire spielt über 80% der Laufzeit keinerlei Rolle und kommt erst im Showdown zum Vorschein und besteht dann auch größtenteils nur aus jenen Szenen, die man bereits aus den Trailern kannte. Also nichts mit Ghostbusters - A Song of Ghosts & Ice.
Ohnehin benötigt der Film eine Menge Zeit um überhaupt in Fahrt zu kommen. Im Mittelpunkt soll eigentlich die Patchworkfamiliendynamik bei den Spenglers. Hätte man sich darauf beschränkt als “erzählerischen Part” hätte das Rezept sogar funktionieren können. Stattdessen holt man jedoch auch noch die drei alten Ghostbusters zurück, einen Gebrauchtwarenverkäufer, neue Wissenschaftler und Figuren, die man nach dem vorherigen Teil schon vergessen hat (Stichwort: Podcast). Und so werden zahlreiche Subplots angerissen, aber nie befriedigend besprochen oder gar zu Ende geführt. So verkommt Finn Wolfhards Figur Trevor zu einem Stichwortgeber, der keinerlei Rolle für den Film spielt. Immerhin baut der Film zumindest für McKenna Grace Phoebe so etwas wie einen Plot auf, der dann jedoch in einer der dümmsten Drehbuch Entscheidungen mündete, die ich in den letzten Monaten auf der Leinwand ertragen musste. Ein Jammer, denn offenbar ist McKenna Grace eine der wenigen Beteiligten an Frozen Empire, der man die Lust an dem Franchise und Thema ansieht. An der Stelle sei auch Dan Aykroyd erwähnt, der mit so viel Elan daher kommt, als wären niemals 40 Jahre seit dem Original vergangen. Alles andere bleibt jedoch eine Behauptung auf den Drehbuchseiten. Die Figuren bekommen keinen Raum zur Entfaltung und Entwicklung. An der Dynamik in der Konstellation verändert sich nichts. Stattdessen gibt es aber auch keine Action, sondern viel mehr Einzelszenen, die vielleicht kurzfristig unterhalten, im Gesamtkontext aber ermüden und den Film strecken.
Auch der Witz kommt in Frozen Empire zu kurz. Das Comedy-Timing passt nur in seltenen Fällen und viele lustig gemeinte Momente und Lines verpuffen im Nichts. Und leider sorgt die Tonalität des Films auch dafür, dass man den eigentlich coolen Bösewicht nicht wirklich fürchten will. Weil auch die Angst und Furcht vor diesem Gegner ist nur eine Behauptung. Wenn die Figuren weiter ihre munteren fehl getimten Witzchen im Angesicht des Bösen reißen, passt hier irgendetwas nicht. Die Originalfilme haben diesen Spagat deutlich besser gemeistert. Und dann gibt es plötzlich Themen im Film die existenzialistisch wirken, wenn es darum geht was eigentlich mit den Geistern nach dem Fang durch durch die Geisterjäger passiert. Ob die Geister ambivalenter sind als angenommen. Und ob Sie nicht ihr “Seelenheil” verdienen. Dafür interessiert sich der Film am Anfang, vergisst aber auch diese Themen rasch wieder. Was für ein Jammer. Über zahlreiche Anschlussfehler die vermutlich durch Nachdrehs und überschaubares Editing entstanden sind, will ich gar nicht erst reden.
Mein guter Rat: Wenn man das Franchise am Leben halten will, werft die Altlasten raus. Keine Frage, ich liebe auch meine Kindheitshelden und freue mich jedes Mal wenn ich Leute wie Hudson, Aykroyd und Murray auf der Leinwand sehen darf. Aber sie sind ein Hindernis für die Qualität der Filme. Will man die jungen Leute abholen, bringt es nichts immer und immer wieder alte Gags und Zoten abspulen. Ich muss nicht immer und immer wieder an die alten Schauplätze zurückkehren für kurze Aha-Momente. Und versteht mich nicht falsch. Frozen Empire ist definitiv kein schlechter Film. Da stecken gute Ideen drin. Nur will oder kann der Filme diese Möglichkeiten nicht nutzen. Letztlich und das ist vielleicht viel trauriger als ein schlechter Film: Ghostbusters Frozen Empire ist ein völlig egaler Film, dessen Existenz vermutlich bald niemanden mehr interessieren wird. Und ich wage zu bezweifeln, dass wir in nächster Zeit noch ein Sequel sehen werden.