Natürlich hat es Auswirkungen, insbesondere auf emotionaler Ebene.
Roger hat uns viele Jahre begleitet und stets kompromisslos unterstützt (auch bei anderen Projekten), und durch die gemeinsame Arbeit ist mit der Zeit auch eine Freundschaft entstanden. Dass er nun nicht mehr da sein soll, ist momentan nur schwer vorstellbar, weil er irgendwie immer da war. Roger war rastlos und immer neugierig, neue Ideen und Projekte auszuprobieren. Auch werden die zukünftigen Fahrten nach München seltsam werden, denn ganz oft haben wir uns spontan irgendwo auf einen Plausch getroffen.
Und gerade im Fall von HÄSCHEN IN DER GRUBE ist es besonders tragisch, da ich erst vor knapp drei Wochen mit ihm deswegen telefoniert hatte. Da ging es auch speziell um diese Kisten bzw. um den möglichen Inhalt. Das mag nach außen hin bestimmt etwas gaga anmuten, sich so auf zwei Umzugskartons zu fixieren, aber es gibt einen sehr guten Grund dafür. Unsere restaurierte Version hatte Roger schon lange bei sich gehabt und nach dem Ansehen einen Wunsch geäußert, nämlich nach seinem Originalende zu schauen.
HÄSCHEN hatte eine schwierige Produktionsgeschichte und als damals seinem Co-Produzenten kurz vor Schluss die finanziellen Mittel ausgingen, war Roger gezwungen, den Film zu verkaufen, um so das Budget für die Fertigstellung zu sichern. Dem neuen Investor war der Film aber zu lang und er hat ihn einfach am Ende gekürzt, damit so im Kino durch etwas weniger Laufzeit mehr Spieleinsätze stattfinden konnten, denn mehr Vorführungen = mehr Umsatz.
Roger hat sich beim Ansehen der restaurierten Fassung daran erinnert und Folgendes gesagt:
"Das ist der schönste Film, denn ich je gemacht habe und dieses Arschloch hat die allerschönste Szene einfach rausgeschnitten. Die sollte wieder rein, dann ist er endlich wieder komplett. Versuch die doch bitte zu finden, mein Lieber."
Bei keinem Projekt davor hat sich Roger so konkret zu einzelnen Details geäußert, teilweise hat er auch etwas den Kopf geschüttelt, wenn wir auch noch den letzten Frame sichten wollten. Hier war es nun komplett anders und er hat ganz oft angerufen, um sich nach dem aktuellen Stand zu erkundigen. Und ebenso oft hat er sich tierisch aufgeregt, wenn ich ihm die ganzen Lachnummern mitteilen musste, z.B. zweimal neben dem Zeug zu stehen, es aber nicht mitnehmen zu dürfen. HÄSCHEN IN DER GRUBE war sein persönlicher Lieblingsfilm und er hat sich durchaus geärgert, dass er selber nichts machen konnte. Natürlich wissen wir nicht, ob sich nun tatsächlich das Material in den Kisten befindet, das wir uns darin erhoffen. Definitiv weiß ich allerdings, dass darin viel mehr enthalten ist, als außen verblasst draufsteht, denn mir wurde ganz großzügig "erlaubt", wenigstens mal den Deckel zu heben und zu kramen. Zu diesem Elend gesellt sich noch hinzu, dass wir selbst zu einer Sache (besseres) Material haben wollen, was zu 100% drin ist, denn ich hatte es in der Hand. So nah und doch so fern...
Ihr müsst dabei berücksichtigen, dass die EDV, so wie ihr sie heute kennt, ohne Roger Fritz nicht existieren würde. Nach Nummer 3 sollte Schluss sein, aber ...
- es war sein Film MÄDCHEN MIT GEWALT, der alles verändert hat
- es war sein Film MÄDCHEN, MÄDCHEN, der uns eine Auszeichnung beschert hat
- es war sein Film JET GENERATION, der unsere größte Herausforderung wurde
Und es war einfach Roger Fritz, der uns als Erster überhaupt mal so gar keine Steine in den Weg gelegt hat, sondern uns Vertrauen schenkte und uns hat machen lassen.
Zwar hat es auch ihm nicht immer gefallen, wenn wir uns Zeit gelassen haben, dafür war seine Reaktion auf das Ergebnis umso schöner.
Bevor unser letztes Telefonat vor einigen Tagen endete, hat sich Roger mit den Worten verabschiedet: "Mach da jetzt noch mal richtig Stress, ich will die Veröffentlichung noch erleben"...
Wie wir nun alle wissen, wird das leider nicht mehr passieren. Aber auch wenn es derzeit ungewiss ist, werdet ihr sicherlich verstehen, dass wir - nach allem, was Roger für uns getan hat - ihm diesen Wunsch aus persönlichen Gründen wenigstens noch posthum erfüllen möchten.
Und ich persönlich möchte am Tag der VÖ dann in Gedanken noch einmal sein beherztes "Pfundig!" hören, wie nur Roger Fritz es glaubhaft aussprechen konnte.
Ach Scheiße. Roger wird mir verdammt fehlen :bawling: