Hier nochmal mein Review aus dem Kürzlich gesehen Thread.
Das menschliche Drama hier ist ziemlich interessant und zeigt neue Wege verschiedene Aspekte des postatomaren Traumas in Japan zu betrachten, zumindest wohl für Filme mit riesigen Echsen. Ich frage mich dennoch, ob die Filme jemals den Mut haben werden, diejenigen Menschen zu beschuldigen und beim Namen zu nennen, die die Bombe letztendlicvh abgeworfen haben, anstatt nur mit Ablenkung und Introspektion zu hantieren. Godzilla ist keine Figur, er (es?) ist eine Naturgewalt, etwas, das den Menschen passiert, fast passiv, wie eine Lawine. Es ist immer schwierig, das katastrophale Spektakel der Zerstörung mit einer ebenso fesselnden, menschlichen Geschichte in Einklang zu bringen. In jedem Film über Katastrophen erwarten wir diese menschlichen Geschichten und brauchen sie, um mit der Zerstörung mitzufühlen. Sie sind notwendig, weil wir wissen (und fühlen!) müssen was auf dem Spiel steht - kleine, menschliche Leben - damit uns die Zerstörung überhaupt erst etwas angehen kann. Es gibt einen Unterschied zwischen namenlosen Massen, die sterben, und einer intimen Darstellung, wie einzelne Menschen betroffen sind. In dieser Hinsicht ist der Film größtenteils sehr effektiv. Es dauerte ein bisschen, bis ich in den Film eintauchen konnte - die Japaner neigen aus irgendeinem Grund zum Overacten und Subtilität scheint vollständig in ihren Wörterbüchern zu fehlen. Es ist also keine Überraschung, dass die Kernthemen an einem Punkt von den Charakteren einfach rausposaunt werden. Heftige Exposition und hölzerne Dialoge nerven bisweilen, besonders am Anfang, aber mit steigender Dramatik und höheren Einsätzen wird es besser. Keine Angst, die menschliche Handlung läuft nie Gefahr wirklich glaubwürdig zu wirken, aber sie ist fesselnd, und am Ende war ich wirklich drin und habe mitgefiebert. Das will man natürlich! Lustigerweise kam die beste schauspielerische Leistung von dem kleinen Kind, vielleicht ja weil sie ihre Ehrlichkeit noch nicht verlernt hat wie ihre Co-Stars? Wie gesagt, der Anfang ist holprig, und das Ende ist etwas zu melodramatisch für meinen Geschmack - überraschend, ja - im Einklang mit den skizzierten Themen, aber auch etwas unverdient und nicht aufrichtig.
Das erste Mal, als Godzilla auftauchte, nachts, habe ich noch keine "Ehrfurcht" gefühlt. Es war das Erscheinen eines Giganten, irgendeines Giganten, wie in jedem anderen typischen Monsterfilm. Das CGI war anständig, aber nichts Besonderes. Die Gewalt irgendwie blutleer. "Was ist der Unterschied zu jedem anderen Film, der auf computergeneriertem Spektakel basiert?", dachte ich. Ich konnte bereits die alten Nostalgiker vor mir sehen, die, nebenbei bemerkt, alles Neue, das aus "Computern" kommt, abtun und hier ein neues Meisterwerk verkünden, unverdient und denkbar voreingenommen. Aber der Plot nahm Fahrt auf, und ich wurde gut unterhalten und immer mehr reingezogen, die Themen und Charaktere packten mich und ich war gespannt wo die Reise hingehen würde.
Und dann tauchte die große Echse auf. Und es war wirklich bombastisch, ja "ehrfürchtig" ("urfürchtig"?), eine urtümliche Angst vor einem gottähnlichen Wesen - eine Atombombe, die Fleisch geworden ist; eine wandernde, monströse, aufragende, hühnenhafte Zerstörungsmacht. DAS wollte ich sehen! Großartig. Das CGI hatte eine Art "geerdete" Optik, die an die Männer in den Monsterverkleidungen erinnerte, aber ohne den latent lächerlichen Beigeschmack. Es fühlte sich einfach real an - hyperreal. Auch das Aussehen des Films trägt zu diesem Eindruck bei - er ist körnig und ruft eine frühere Zeit sehr passend zur Ära hervor, in der er spielt, erinnert an den Beginn dieser Filme (nehme ich an, ich habe nur einige wenige Godzilla-Filme bisher gesehen). Der Soundtrack war einfach nur fett. Als das Godzilla-Thema das erste mal ertönte - größtenteils bin ich damit nur vertraut durch kulturelle Osmose - HÖRTE ich es zum ersten Mal, und ich glaube, in diesem Moment bin ich zum Fan geworden. Ist es das, was viele in diesen Filmen sehen? Ist es hier das erste Mal, dass dieses Konzept, diese IDEE vollständig realisiert wurde? Es wirkte jedenfalls so auf mich. Und wenn Godzilla dann dabei ist seinen Atomic Breath abzufeuern, in einer recht elaborierten, effektschwangeren längeren Sequenz, die das Kind in mir entzückt, dann spürt man die Energie und den Druck dahinter. Seine Platten springen heraus, zuerst langsam, dann immer schneller, weil sich diese unermessliche Kraft in diesem Wesen aufbaut, ein organo-mechanisches, grob gefertigtes "Gerät", das sich kaum selbst kontrollieren kann, fast sexuell, öffnet seinen Rachen, die Platten fahren ruckwartig, wie Kolben in einem furchtbaren Motor (der ganze Prozess!) wieder rein, und er entlädt (erleichtert?) sich, schießt (erbricht?) diese Strahlen puren Terrors...
Die Explosionen, die Geräusche, das schiere Ausmaß der Zerstörung. Wer ist nochmal Oppenheimer?
3,5/5
(7/10)